Aufbruch. Theaterfestival
Cassiopeia Bühne. Blick aufs Wesentliche
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Statements
zum Theater
Juli 2013
Prüfung der Abgabenehrlichkeit. Künstlersozialkasse
Text der Petition
Sozialversicherung - Prüfung der Abgabepflicht zur Künstlersozialversicherung durch RentenversicherungText der Petition
Der Deutsche Bundestag möge die Deutsche Rentenversicherung gesetzlich dazu verpflichten, im Rahmen ihrer Betriebsprüfungen - spätestens alle vier Jahre - zu kontrollieren, ob die Unternehmen, die freischaffende Künstler und/oder freischaffende lehrende Künstler beschäftigen, ihrer Abgabeverpflichtung nach dem Künstlersozialversicherungsgesetz nachgekommen sind.

Begründung
Künstler ist, wer Musik, darstellende oder bildende Kunst schafft oder lehrt; Publizist ist, wer als Schriftsteller, Journalist oder in ähnlicher Weise publizistisch tätig ist oder Publizistik lehrt. Die Künstlersozialversicherung (KSV) ist Teil der gesetzlichen Sozialversicherung. Sie verpflichtet freischaffende Künstler und Publizisten zur gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Der Finanzbedarf wird zur Hälfte aus Beiträgen der Versicherten aufgebracht. Die andere Beitragshälfte tragen die Steuerzahler über einen Zuschuss des Bundes und die „Verwerter“ von künstlerischen Leistungen in Form der pauschal umgelegten „Künstlersozialabgabe“, welche im Jahr 2012 3,9 % aller Honorarzahlungen an einen selbständigen Künstler oder Publizisten betrug und im Jahr 2013 bereits 4,1 % beträgt. In den Folgejahren ist mit weiteren und erheblicheren Steigerungen zu rechnen. Die Künstlersozialkasse (KSK) ist in ihrer Existenz gefährdet, da immer weniger Unternehmen und Einrichtungen ihrer Abgabeverpflichtung nachkommen. Dies berichtete »Journalist Online«. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) sollte nach dem Entwurf eines Gesetzes zur Neuorganisation der bundesunmittelbaren Unfallkassen, zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes und zur Änderung anderer Gesetze gesetzlich verpflichtet werden, diejenigen Einrichtungen oder Unternehmen, die freischaffende Künstler oder Journalisten beschäftigen, auf korrekte Entrichtung ihres Anteils an der Finanzierung der Kasse hin, zu kontrollieren. Der Gesetzesentwurf sah die Durchführung der Kontrolle im Rahmen der Betriebsprüfungen vor. Die Koalitionsfraktionen veranlassten die Bundesregierung, den Gesetzesentwurf insoweit zurückzuziehen. Die Gesetzgebungsorgane müssen den ursprünglich vorgesehenen Entwurf wieder zur Verabschiedung einbringen. Dies ist unbedingt erforderlich, weil - dies das Selbstverständnis Deutschlands als Kulturstaat untermauert, - dies die Existenz der dafür unabdingbaren Künstlersozialversicherung sichert, - dies verhindert, dass die Steuerzahler, die keine künstlerischen Leistungen in Anspruch nehmen, die finanziellen Löcher der Künstlersozialkasse stopfen müssen, - dies zur Abgabengerechtigkeit führt, indem tatsächlich alle Einrichtungen und Unternehmen, die freischaffende Künstler und Publizisten – auch lehrende – beschäftigen, zur Zahlung der Abgabe herangezogen werden, - dies der ständigen Steigerung der Abgabenlast der Einrichtungen und Unternehmen nachhaltig entgegenwirkt. Petent: Herr Hans-Jürgen Werner
Bitte unterzeichnen Sie im Interesse der Kultur folgende Petition beim Deutschen Bundestag
https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2013/_06/_10/Petition_43188.nc.html
Zur Erkärung:
Die Künstlersozialkasse ist eine Einrichtung des Bundes mit dem Ziel, die übliche Altersarmut von Künstlern durch Beitragszahlungen an die Rentenversicherung zu linderntZur Erkärung:
Die Künstlersozialkasse ist eine Einrichtung des Bundes mit dem Ziel, die übliche Altersarmut von Künstlern durch Beitragszahlungen an die Rentenversicherung zu lindern
Neben dem Bund (der 20% der Zahlungen leistet) und den versicherten Künstlern selbst leisten dazu Kunstverwerter Beiträge in die Künstlersozialkasse (zu den derzeit etwa 1500.000 ihre Zahlungsverpflichtungen erfüllenden Unternehmen gehört z.B. die Cassiopeia Bühne). Kunstverwerter allerdings nicht sind nicht nur Theater, sondern auch Firmen, die regelmäßig Künstler engagieren, also Firmen, die z.B. Webdesigner mehrmals im Jahr mit der Gestaltung ihrer Homepage beauftragen. Oftmals wissen diese Firmen nicht, dass sie abgabepflichtig sind.
Die Rentenversicherung prüft nun nicht mehr, ob diese Betriebe ihrer Abgabeverpflichtung nachkommen. Durch die ausbleibenden Einnahmen entsteht eine Schieflage in der Absicherung der Kulturschaffenden einerseits. Um diese Schieflage zukünftig abzuwenden, ist eine Abgabenerhöhung zu erwarten. Derzeit liegt der Agbagesatz für Verwerter bei 4,1% auf alle gezahlten Künstlerhonorare (also auch für selbständige Künstler oder Theatergruppen die beauftragt werden). Das Bundesarbeitsministerium geht davon aus, dass die Abgabesatz für die abgabeehrlichen Betriebe wie unser Theater um mehr als ein Drittel auf deutlich über 6 % steigen wird.
Die Petition hat zum Ziel, die Rentenversicherung dazu zu verpflichten, im Rahmen ihr üblichen Betriebsprüfungen mitzuprüfen, ob die Verwerter ihre Abgabepflicht zur Künstlersozialkasse nachkommen. Es geht nicht um das Schaffen neuer Abgaben, sondern um Abgabegerechtigkeit.
Udo Mierke
Die Süddeutsche Zeitung titelt in einem Bericht zur Künstlersozialkasse.
Soziale Absicherung für Kreative ist in Gefahr
Sie soll Malern, Journalisten und Zauberern ein bisschen Sicherheit geben, doch jetzt ist ihre Zukunft selbst unsicher: Der Künstlersozialkasse für Freiberufler fehlen Millionen. Schuld sind: Politiker, Lobbyisten - und die Kasse selbst.
Innerhalb der Mitzeichnungsfrist vom 9. Juli 2013 bis zum 6. August 2013 haben 70.807 Online-Mitzeichner die Petition unterstützt.. Das zu erreichende Quorum lag bei 50.000 Mitzeichnern.
Die Diskussionen auf dem Online-Portal des Deutschen Bundestages haben gezeigt, dass offensichtlich einzelne Lobbygruppen sich gegen die Künstlersozialkasse stellen, wohl in der Absicht, sukzessive alle Sozialabgaben zu reduzieren. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Gegner der Petition in einer Verdrehung der Tatsachen darauf abstellten, dass es unnötig sei, die abgabepflichtigen Unternehmen zu prüfen, sondern geboten sei, die Versicherten stärker zu prüfen.
Bericht auf Spiegel-Online nach dem Erreichen des Quorums: Künstlersozialkasse: Viele Unternehmen drücken sich einfach

2009.
Rede zur Eröffnung der neuen Cassioepia Bühne
Kunst und soziales Engagement
Die Idee des Theaters im rechtsrheinischen Köln
Impulsreferat von Udo Mierke
anläßlich des Pressefrühstücks in der Cassiopeia Bühne am 14. Juni 2009
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Theaterfreunde!
Zu Beginn des Impulsreferates möchte ich einige Prämissen und Statements vorwegschicken, die als Rüstzeug dienen mögen, einen Teil unserer Beweggründe und Entscheidungswege für ein Theater im Rechtsrheinischen unter dem Aspekt „Kunst und soziales Engagement“ zu beleuchten, bevor ich dann dazu übergehen werde, die Standortwahl und ihre Fundierung, Motivation und beabsichtigte Wirkung bezüglich des künstlerischen und darin implizit sozialverantwortlichen Schaffens so knapp wir möglich zu erörtern.
Prämisse
Das Erleben oder genauer gesagt: die Apperzeption professioneller Kunst sei ein wesentliches Fundament für die Teilhabe an Kultur und für die Fortentwicklung von Kultur.
Dies gelte für jeden durch sie angesprochenen Rezipienten – in jeder Altersstufe.
Kultur – also nicht die sie vorrangig behandelnde Kunst, die einen Bestandteil von Kultur bildet – wird hierbei verstanden als Konvention bzw. als zeitaktuell geübte Praxis eines historischen Erbes; also eines Gemeingutes, das sich zusammensetzt aus ikonographisch verstandenen Zeichensystemen unterschiedlicher Ausprägung, wie beispielsweise
• Bild und Darstellung einschließlich konventionalisiertem Gestischen und Mimik,
• tonalen Ausdruckformen wie gesprochene Sprache und Musik,
• Schrift als Zeichensystem mit hohem ikonographischen Abtraktionsgrad.
Statement
Eine der Aufgaben des Künstlers sei die Auseinandersetzung mit Kultur durch künstlerisches Agieren.
Dem theaterschaffenden Künstler, dessen Arbeit in besonderer Weise im Kommunikativen der Kunst beheimatet ist, kann dabei – soweit er als Theatermacher auch Kulturveranstalter ist – die Aufgabe zukommen, einen kulturellen Vermittlungsauftrag wahrzunehmen, sofern er sich auf das Künstlerische bezieht.
Theatermacher, die einen besonderen Schwerpunkt in den Angeboten für Familien / Kinder setzen, sind immer aufgefordert, im Kulturschaffen die kognitiven Fähigkeiten ihrer Rezipienten im Blick zu haben und zu berücksichtigen.
Soziale oder gesellschaftliche Rahmenkonditionen fließen dabei in den Prozess zur Bildung der künstlerischen Kommunikaitonsform Theater ein.
Gesellschaften und deren Konventionen wandeln sich jeher durch verschiedenste Mechanismen: Zuzug und Wegzug von Menschen, also Migration, sind dafür – so paradox das terminologisch klingen mag – substantiierende Akzidenzien. In einer sich durch unterschiedliche Ethnien und kulturelle Hintergründe speisenden und wandelnden Gesellschaft – mit durch die jeweiligen Vorgängergenerationen unterschiedlich vermittelter und geprägter Sozialisation – ist daher der Reflex auf Kultur qua Kunst eine der vornehmlichen Aufgaben theaterschaffender Künstler; gerade hinsichtlich der Kindesentwicklung kann Kunst dazu beitragen, die hermeneutische Einbettung bei der Bildung einer kulturellen Kommunitas und Identität für die junge Generation zu befördern.
Die Aufgabe des Künstlers aber ist nicht die Aufgabe des Soziologen, Sozialarbeiters, Didaktikers, Pädagogen. Aspekte derer Aufgaben jedoch sollen und können im Theater, verstanden als Hort des Zusammenwirkens verschiedener Kunstformen im Darstellenden Spiel, in besonderer Weise berücksichtigt werden.
Dies gilt nicht nur in der Art des Spieles, sondern auch für die Standortfrage.
Zum Thema:
Kunst und soziales Engagement • Die Idee des Theaters im Rechtsrheinischen
Wie in den vorgehenden Prämissen und Statements erläutert, spielen neben künstlerischen Aspekten und kognitiven Fähigkeiten der Zielgruppe gerade für Kindertheatermacher soziale und gesellschaftliche Rahmenkonditionen eine wesentliche Rolle.
Wie Sie wahrscheinlich wissen, war die Cassiopeia Bühne bis 2008 in der Kölner Altstadt-Süd beheimatet.
Bei der schwierigen Suche nach neuen Räumen fanden wir einige räumliche Alternativen in Ehrenfeld, im innerstädtischen Bereich sogar in derselben Straße und eben dieses atmosphärische Gebäude hier in Köln Holweide, einem ehemals eher dörflich strukturierten bürgerlichen Stadtteil.
Das rechtsrheinische Köln hat (ohne den zur Innenstadt zählenden Stadtteil Deutz) rund 360.000 Einwohner, davon leben knapp 145.000 im Stadtbezirk 9 und knapp 21.000 davon im Stadtteil Holweide, der Größe nach also eine kleine Mittelstadt.
Für sich genommen läge das rechtsrheinische Köln bezüglich seiner Einwohnerzahlen unter den Deutschen Großstädten auf Platz 17 hinter Bochum, wo wir diese Woche für das Schauspielhaus gastierten und vor Wuppertal, wo wir letzte Woche ebenfalls gastierten.
Der Stadtbezirk Mülheim läge auf Platz 70 der Großstädte vor Koblenz und Bergisch Gladbach, das mit 106.000 Einwohnern im Osten an den Stadtbezirk 9 anschließt. Im Norden schließt mit Leverkusen eine weitere Großstadt mit rund 160.000 Einwohnern an.
Trotz seiner hervorragenden zentralen Lage und infrastrukturellen Anbindung verfügt das rechtsrheinische Köln bisher nicht über ein professionelles stehendes Theater mit einem Arbeitsschwerpunkt für Kinder / Jugendliche, obwohl etwa 96.000 Kinder und Jugendliche im rechtsrheinischen Köln beheimatet sind.
Als Künstler, die mit ihrem Theater oft im Bergischen Land und im Ruhrgebiet gastieren, war für uns der Schritt über den Rhein nicht nur vorstellbar; er war auch ein Desiderat.
Denn: Qualitative Kunst- und Kulturentwicklung darf nicht nur im städtischen Zentrum stattfinden.
Kulturelle Teilhabe muss gerade in der viertgrößten Stadt der Bundesrepublik auch für das rechtsrheinische Einzugsgebiet ortsnah möglich werden.
Ein einfaches Beispiel der Bevölkerungsstruktur im Stadtteil Holweide mag einen Hinweis geben auf die Notwendigkeit eines Theaters im Rechtsrheinischen, wenn man das oben genannten Statement und dessen Prämissen ernst nimmt.
Der Stadtteil ist ein „junger Stadtteil“, 18,8% der Einwohner sind minderjährig, ihre Anteil liegt mit 3,3 Prozentpunkten signifikant über dem städtischen Mittel.
52,8 %, also mehr als jeder zweite, der unter Dreijährigen haben einen Migrationshintergrund. Bei den Minderjährigen insgesamt sind es 47,6 %.
Damit ist die Grundlage für ein mögliches zukünftiges Problem kultureller Integration offensichtlich:
Der strukturelle Bevölkerungswandel stellt die Frage, wie man ihm begegnet.
Nicht, weil Kinder einen oftmals bereichernden ethnischen Hintergrund einbringen entsteht ein Handlungsbedarf zur Beförderung einer kulturellen Kommunitas, sondern weil professionelle Angebote und gewidmete Orte für gemeinsames Kunst- und Kulturerleben rar sind, sofern sie nicht primär ethnischen, konfessionellen oder didaktisch-soziologischen Motivationen unterliegen, wie sie dankenswerterweise und mit großem Engagement durch z.B. die Bezirksjugendpflege durchgeführt werden, die – wie ich erfreut sehe – heute ebenfalls anwesend ist.
Dass gerade der hiesige Standort hervorragend angebunden ist an den öffentlichen Personennahverkehr und die Hauptverkehrsachsen des Individualverkehrs hat unsere Entscheidung für das Theater im Rechtsrheinsichen erleichtert.
Dass ein sehr schöner Kinderspielplatz vor der Türe liegt, die Rheinische Musikschule in der Nähe und ein Seniorennetzwerk unser direkter Nachbar ist, läßt uns hoffen, auch das künstlerische und intergenerative Miteinander stärken zu können.
Als Künstler, denen Kunst für Kinder ein hohes Gut ist, haben wir trotz der Risiken, die ein Umzug eines Theaters in einen nichtinnerstädtischen Stadtteil bedingt, beschlossen, den Versuch zu unternehmen, mit reflektiertem künstlerischem Wirken zur Entwicklung der rechtsrheinischen Region vor Ort beizutragen, soweit dies unsere eigenen Kräfte und wirtschaftlich beschränkten Möglichkeiten zulassen.
Wir hoffen, dass wir diesen Kraftakt erfolgreich bewältigen, von dem wir uns auch eine Stärkung des sozialen Miteinanders durch Arbeiten auf künstlerisch bedeutendem Niveau erhoffen; nicht nur in einer Fortsetzung der bisher geleisteten künstlerischen Arbeit und Programmplanung, sondern auch in ihrer Fortentwicklung und steten Qualifizierung, damit die Kinder und Erwachsenen in diesem Haus stets einen Ort finden, der Sie willkommen heißt, zu hören, zu schauen, zu erleben, zu kritisieren, zu tolerieren, sich auszutauschen, oder schlicht: sich im künstlerischen Dialog wohl zu fühlen.
Vielen Dank.
Datenquelle zu lokalen Bevölkerungszahlen und Statistik: Jahresstatistik der Stadt Köln, mit Stand 31.12.2007
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Udo Mierke
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